Das moderne "Hörrohr" - das Stethoskop

Pfeifen und Rasseln: Das Stethoskop ist ein unverzichtbares Diagnosewerkzeug in der Medizin.

Das moderne

VON: -VIC-

Das Kind weint; es hat einen schlimmen Husten und Angst vor den komisch riechenden Räumen und dem Arzt in dem weißen Kittel mit den Schläuchen um den Hals. Jetzt steckt er die zwei metallischen Enden der Schläuche in seine Ohren und legt die sich am entgegengesetzten Schlauchende befindliche kalte, flache Scheibe auf die Brust des Kindes. Der Arzt lauscht gespannt, setzt die Scheibe noch auf andere Stellen der Brust und des Rückens. Die ganze Prozedur dauert nur ein paar Sekunden und der Arzt weiß Bescheid. Er hat eine Bronchitis diagnostiziert und kann nun eine Behandlung für das kranke Kind verordnen.

Der Arzt konnte mittels eines Stethoskopes die Atemgeräusche des Kindes abhören. Diese klingen anders als bei einem gesunden Menschen. Zum normalen Rauschen wie bei einem starken Windzug kann sich beim kranken Menschen noch Pfeifen, Rasseln und Reiben dazu gesellen. Das Stethoskop ist ein unverzichtbares Diagnosewerkzeug in der Medizin und ermöglicht auf einfachste und schmerzlose Weise einen „Blick“ in den Brust- oder auch Bauchraum des Menschen. Das Abhören der Körpers mittels eines Stethoskopes nennt man „Auskultation“. Man untersucht auf diese Weise die Lunge mit den Atemwegen, das Herz nach Herztönen und Nebengeräuschen, die Herztöne eines Babys in der Spätschwangerschaft, den Bauchraum nach Darmgeräuschen und auch Blutgefäße nach Strömungsgeräuschen. Letzteres macht man sich der Blutdruckmessung zunutze.

Eigentlich sollte das Stethoskop Stethophon heißen, da es nicht der optischen Beurteilung sondern der Beurteilung von Schallen dient. Es entstand im 19. Jahrhundert aus zunächst einer einfachen Rolle Papier, als der französiche Arzt Laennec nicht sein Ohr direkt auf die Brust eines Kranken legen wollte. Der Arzt stellte fest, dass man auf diese Art und Weise viel besser hörte und entwickelte daraus ein starres Holz-Hörrohr. Im Laufe der Zeit wurde daraus das moderne, flexible Stethoskop entwickelt, wie wir es heute kennen.

Im Wesentlichen unterscheidet man akustische und elektronische Stethoskope:

Die klassischen, akustischen Stethoskope bestehen aus zwei Ohrbügeln mit „Oliven“ (Kunststoffabdichtungen zum Ausschalten von Fremdgeräuschen), dem Schlauch und dem Bruststück, auch „Kopf“ genannt. Im Inneren des Bruststückes befindet sich eine Membran, die wie unser Trommelfell im Ohr Schallwellen aufnimmt und dadurch selbst schwingt. Im Inneren des Schlauches befindet sich eine Säule aus Luft, die die Membranschwingungen über die Ohrbügel an das Trommelfell des Arztes weitergibt. Es gibt auch Modelle, bei denen man das Bruststück umdrehen kann, um nur den sich daran befindlichen Trichter zu benutzen (für tiefere Frequenzen z.B. zu Abhören des Herzens). Generell gilt: je kürzer und steifer der Schlauch und je dichter die „Oliven“, umso besser ist das Stethoskop.

Relativ neu auf dem Markt, aber noch nicht so verbreitet, sind elektronische Stethoskope. Die Schallaufnahme gleicht der des klassichen Stethoskops. Sie können allerdings den Schall elektronisch verstärken, bestimmte Tonfrequenzen betonen und Störgeräusche minimieren bis ganz ausschalten. Ein eindeutiger Vorteil liegt in der Möglichkeit, die Töne aufzuzeichnen, wieder abzuspielen und die Daten auf einen Computer zu übertragen.

Stethoskope werden auch im Maschinenbau verwendet. Man kann damit Lagergeräusche abhören, um einen beginnenden Maschinenschaden zu erkennen. Und nicht zuletzt liefert uns Egon Olsen aus der Olsenbande den Beweis dafür, dass man mittels Stethoskop und einem genauen Gehör auch Tresore öffnen kann.

Foto: © Klaus Eppele - Fotolia.com




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